Bezirksgericht - heiter bis wolkig

08.02.2016 15:36

Alle in diesem Text geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt!

 

Vor ziemlich genau fünf Jahren ist er ausgezogen. Er wollte sein Leben neu gestalten und hatte – wie er ihr damals brutal ins Gesicht schleuderte – „für sie und den gemeinsamen Sohn keinen Platz mehr in seinem Leben“. Sie war am Boden zerstört. Sie hatte ihn finanziell immer ausgehalten, kam für Essen und Wohnung im Haus ihrer Eltern in Wien auf, zahlte Betriebskosten und sämtliche Versicherungen. Im Landhaus ihrer Eltern wurde eine Dachgeschoßwohnung für die junge Familie eingerichtet, alles auf Kosten ihrer Eltern. Selbstverständlich kümmerte er sich – da er vom Fach ist – um sämtliche Professionisten und verhandelte gute Preise aus. Für sämtliche Betriebskosten das Landhaus betreffend kamen ihre Eltern auf, fürs Essen an den Wochenenden ebenfalls. Er konnte somit den Großteil seines Verdienstes zur Seite legen.

Ihre Wochenenden verbrachte sie in den letzten Jahren vor seinem Auszug mit Wäsche waschen, bügeln, Geige üben und lernen mit dem Sohn, während sich der müde Ehemann auf der Couch von den Strapazen der Woche erholen musste. Darauf, dass sie auch einen 40-Stunden-Job hatte, nahm niemand Rücksicht. Er sah von Woche zu Woche mehr wie ein abgebrunfteter Platzhirsch aus, wenn er heimkam. Zeit mit dem Sohn verbrachte der „müde Krieger“ so gut wie nie. Schon seit Jahren hatte sie die rosarote Brille auf und versuchte um jeden Preis, dem Sohn die Familie zu erhalten. Alles hätte sie dafür ertragen!

Seine Entscheidung, die Familie zu verlassen, war für sie unerklärlich. Was konnte einen Menschen, der alles hatte und dem es so gut ging, dazu bewegen, einfach so zu gehen? Ihr großes Glück war es, dass sie ihn noch um ein letztes Gespräch vor seinem Auszug bat. Dieses Gespräch, in dem ihm alles so leid tat und er immer für sie und den Sohn da sein würde und er ein Trottel wäre und sie ihn schon früher hätte rausschmeißen sollen etc., zeichnete sie auf.

Wochen später rief er sie immer noch nahezu täglich an. Er wollte, dass sie mit ihm zu Gericht ging und ein 50:50 Verschulden am Scheitern der Ehe unterschrieb. Selbstverständlich weigerte sie sich. Sie traf keine Schuld! Nachdem er sie in Folge nur noch anrief, um sie zu beschimpfen, nahm sie seine Anrufe nicht mehr entgegen und verpasste ihm den Klingelton „Arschgesicht“ von Spongebob (https://www.youtube.com/watch?v=8uIrTlnaa-A).

Sechs Monate nach seinem Auszug kam die Scheidungsklage. SIE bekam von IHM die Scheidungsklage wegen EHEBRUCH! IHR wurde eine Affäre mit einem Freund der Familie vorgeworfen. Schlichtweg eine Frechheit! Der gemeinsame Freund wurde vor Gericht gezerrt, wo durch dessen Aussage dann auch dem Richter sofort die Lächerlichkeit der Anschuldigung klar wurde. Verzweifelt und am Boden zerstört, schaltete sie eine Privatdetektivin ein, die ihr schnell Klarheit verschaffen sollte. Nach zwei Wochenenden Observation war belegbar, dass ER der Ehebrecher war und die elf Jahre jüngere Tochter eines bezirksbekannten Pleitiers und Spielers aus der Nachbarortschaft des Landhauses der Eltern vögelte. Nach Auskunft der Nachbarin in Wien, ging die Pleitiers-Tochter schon seit Monaten in ihrer Wohnung ein und aus. Es handelte sich exakt um die Frau, die er ihren Eltern einige Monate vor seinem Auszug in eine der Wohnungen in deren Haus in Wien gesetzt hatte. Die Pleitiers-Tochter und er hatten dort Highlife, trennten sie doch nur zwei Etagen voneinander. Doch auch da hatte sie sich getäuscht. Bei einer Stippvisite in der Wohnung in Wien fand sie Wäsche der neuen Freundin in ihrem Kasten und auf dem Wäscheständer, persönliche Gegenstände im Bad etc. Eingezogen war sie nun auch schon, die neue Freundin. In IHRE Wohnung! Das Scheidungsverfahren gewann sie mit Pauken und Trompeten! Er bekam das Alleinverschulden am Scheitern der Ehe, woraus sich für sie ein Unterhaltsanspruch dem Grunde nach ergab.

Jetzt sitzt sie in der letzten Verhandlung im Aufteilungsverfahren. Vergleichsabschluss. Sie verzichtet auf ihren Unterhalt. Ihre Eltern füttern ihn mit sehr vielen Euros, damit er aus der Wohnung auszieht. Ihrer Wohnung, die ihre Eltern für sie renoviert hatten und die fix und fertig eingerichtet war, als er seinen Allerwertesten darin breit machte. Sie war nach der Hochzeit so blauäugig gewesen, den halben Mietvertrag auf ihn schreiben zu lassen, dadurch entstand die Deppensteuer. Sehr viele Euros, die er ohne mit der Wimper zu zucken einstreifte. Armer, geldgieriger Mensch! Auf Anraten ihrer Anwältin wohnte sie 14 Tage mit ihm in ihrer Wohnung in Wien. Abgesehen davon, dass er ihr den Hauptwasserhahn zudrehte, die Heizung lahmlegte und sämtliche Zimmer versperrte, wurde sie von ihm auch noch brutal zusammengeschlagen, sodass die Polizei eingreifen musste. Er war damals von einer Weihnachtsfeier gekommen und stark alkoholisiert gewesen, als das passierte. Ein Wort ergab das andere und er schlug zu. Es war die Hölle für sie! Er wurde für zwei Wochen von der Wohnung weggewiesen. Als er wiederkam, hauste sie monatelang in einer freien Wohnung gegenüber ihrer Wohnung mit dem Sohn auf einem Matratzenlager unter einfachsten Bedingungen. Der Sohn wollte mit dem Vater nichts mehr zu tun haben. Mit einem Vater, der die Wohnung seiner Mutter belagerte und zuließ, dass er so hausen musste.

Was sie sich immer wieder fragte: „Was bewegt – bitteschön - einen Menschen, im Haus der zukünftigen Ex-Schwiegereltern unbedingt wohnen bleiben zu wollen?!?“ Jeder „normal“ denkende Mensch hätte so schnell wie möglich das Weite gesucht, um seiner Ex-Frau und den Ex-Schwiegereltern nicht mehr im Stiegenhaus begegnen zu müssen.

Es brauchte – bitteschön – drei Termine, bis er es wagte, seine Sachen vom Landhaus ihrer Eltern abzuholen. Kein Wunder, wenn man so viel „Dreck am Stecken“ hat und lügt, wenn man den Mund aufmacht. Beim letzten Übergabetermin brachte sogar seine Anwältin das Opfer, persönlich anwesend zu sein. Sie verlangte dieses Opfer von ihrer Anwältin nicht. Sie bekam drei Kisten ihres geliebten Porzellans zurück, das er ihr vor Jahren unter anderem aus der Wohnung gestohlen hatte und er bekam sämtliches an Kleidung und Jagdutensilien zurück. Er war auch nicht zu stolz, beide ausgestopften Murmeltiere mitzunehmen, obwohl er nur eines davon erlegt hatte. Ein überaus weidmännisches Verhalten, wie zu bemerken ist. Der Verlust des ausgestopften Nagers war für sie jedoch sehr leicht verschmerzbar. Das ganze Spektakel des Austauschs der Fahrnisse dauerte exakt zehn Minuten. Bei anschließender Durchsicht der Kartons fiel ihr sofort das Fehlen von fünf schönen und teuren Porzellan-Teilen auf. Das Fehlen des weißen Kaffee-Services schmerzte Sie nicht. Sollte er doch glücklich werden damit. Selbst beim letzten Übergabetermin wurde sie noch von ihm bestohlen! Sie konnte es nicht fassen! Das hatte zur Folge, dass ihre Anwältin wieder einen Brief an seine Anwältin richten musste. Er sollte die fehlenden teuren Teile zur Verhandlung mitbringen. Bis zur Verhandlung kam keine Antwort.

Sie legt die externe Festplatte mit den Fotos auf den Tisch. Fotos von den ersten acht Jahren des gemeinsamen Sohnes. Eines Sohnes, der mit seinem Vater fertigt ist, der nichts mehr von ihm wissen will. Nicht, seit er ihn von der Schule abgemeldet hat, in die er unbedingt gehen wollte und er den Schulpflichtigen in keiner anderen Schule angemeldet hat. Fünf Jahre lang hat er sich nicht um seinen Sohn gekümmert, hat sich nur mit der neuen Freundin beschäftigt und damit, noch ein Kind in die Welt zu setzen, eine Tochter. Der gemeinsame Sohn wurde vom Vater von Jugendamt zu Jugendamt und sogar zur Kinderpsychologin gezerrt. Der Sohn wird ihm diese Schikanen nie im Leben verzeihen. Egal, was er in der Vergangenheit auch anstellte, egal, wie sehr er sie und den Sohn auch schikanierte, egal wie oft er sie vor Gericht zerrte: Sie bekam das alleinige Sorgerecht! Im Anschluss daran schikanierte er den Sohn mit Besuchskontakten, die der Sohn vehement verweigerte. Zuletzt stellte er wieder Anträge auf Besuchskontakte und geteiltes Sorgerecht bei Gericht. Da der Sohn bald 14 wird, hat der Erzeuger in diesem Fall überhaupt keine Chance mehr. Schon bald werden der Sohn und sie endlich Ruhe haben. Er zieht seine Anträge jedoch nicht zurück, sondern stellt sie lediglich ruhend. Dies, damit sein Sohn später einmal weiß, dass er um ihn gekämpft hat. Die Lachnummer schlechthin. Wie ihr Anwalt das so wunderschön formuliert: „Mit 14 kann er dem Vater dann selber das Arschlecken schaffen!“

Sein Kommentar zur Übergabe der Festplatte ist: „Wird eh schon Zeit!“ Da schießen ihr plötzlich Tausend Gedanken durch den Kopf: „Lügner, Betrüger, Gewalttäter, Diebsgesindel ..“ Sie sagt nichts. Sie sitzt ganz ruhig da, erträgt auch das noch und hofft auf ein schnelles Ende.

Die fehlenden Porzellanteile übergibt er ihr wortlos in einem Papier-Sackerl. Ebenfalls wortlos übernimmt sie das Diebesgut.

Letztendlich macht er sie auch noch nieder, weil sie eine Website betreibt und er „Dinge“ von ihr im Internet gefunden hat. Sie findet, das gehört zur Anzeige gebracht, und lacht. Sie ist sehr erstaunt darüber, dass sie für ihn so wichtig ist, dass er sie im Internet sucht. Ihr würde das im Traum nicht einfallen. Sie betet weiter für ein rasches Ende. Selbst in der letzten Verhandlung versucht er noch, sie schlecht zu machen. Sinnlos, wie sie findet, denn das Scheidungsverfahren hat er längst verloren.

Sie fand, dass sein Verhalten in den letzten fünf Jahren dem Don Quichotes glich, der gegen Windmühlen kämpfte, um ein Held zu sein, obwohl diese ihm nie Böses wollten.

Für einen weiteren „Unkostenbeitrag“ von immens vielen Euros, die ihre Eltern diesmal auf ein Treuhandkonto zu überweisen hatten, hat das Spektakel dann schnell ein Ende. Der Vergleich wird unterschrieben, ebenso ihr Unterhaltsverzicht.

In Anwesenheit des Kinderbeistands bietet er ihr an, auf Besuchskontakte zu verzichten, möchte dafür jedoch das geteilte Sorgerecht für den Sohn haben. Sie ist jetzt unendlich amüsiert über den netten Vorschlag, muss jedoch dankend ablehnen. Gerade noch schafft sie es, ein lautes Lachen zu unterdrücken. Aber klar doch: Sie kümmert sich und macht und tut und lernt mit dem Sohn und spielt Taxi an den Wochenenden, und wenn dann schwerwiegende Entscheidungen anstehen, geht sie zu ihm fragen: „Bitte darf ich?“ Das ist genau das, was sie gerne haben möchte!

Weiters sehr amüsant fand sie noch den Vorschlag vom Kinderbeistand: „Wir zeigen dem Sohn jetzt, dass Mama und Papa sich vor Gericht geeinigt haben und nicht mehr böse aufeinander sind! Mama und Papa setzen sich jetzt mit dem Sohn zusammen und versuchen gemeinsam an einer Möglichkeit zu arbeiten, dass der Vater wieder Kontakt zum Sohn haben kann.“ HALLOOO!?! Was genau an „der Sohn will den Vater nicht sehen und keinen Kontakt zu ihm haben“, verstehen Sie nicht???

Nicht einmal im Traum denkt sie daran, sich mit ihm noch einmal an einen Tisch zu setzen. Nie mehr wieder und danach auch nicht! Nach insgesamt fünf Jahren (!) Rosenkrieg der ganz schlimmen Sorte ist sie einfach nur froh, dass sie nie mehr im Leben jemand dazu zwingen kann, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen, Kontakt mit ihm zu haben bzw. ihm freiwillig zu schreiben oder zu antworten.

Ihre Eltern und sie haben viel Geld an ihn verloren. Doch was ist Geld? – wie ihre Eltern immer zu sagen pflegen. Wichtig ist, dass man in Frieden leben kann. Er hat seinen Sohn verloren und das – wie es derzeit aussieht – für immer …