Der heilige Martin
Unlängst schauten wir im Café von Bekannten im Herzen Favoritens vorbei. Normalerweise plaudern wir dort nett mit Chef und Chefin und anderen Gästen. Diesmal trafen wir dort auf einen Musiker. Ein sehr talentierter Mann, wie mir erzählt wurde. Es dauerte nicht lange, und er begann sich mit mir zu unterhalten. Er erzählte mir, dass er ein Kinderbuch über den heiligen Martin geschrieben hatte. Er nannte sich Fritz „Koki“ Heilsam. Nachdem er mir den Inhalt des Buches von A bis Z im Detail geschildert hatte, stellte ich die folgenschwere Frage: „Wo kann ich das Buch kaufen?“ Daraufhin machte sich der gute Koki schon auf den Weg nach Hause – er wohnte zweimal ums Eck –, um ein originalverpacktes Exemplar „seines“ heiligen Martin für mich zu holen. Zehn Minuten später und mein Freund 20 Euro ärmer, war ich nun stolze Besitzerin eines Kinderbuches über den heiligen Martin. Dem Gelächter der bekannten und nicht bekannten Gesichter und dem plötzlich laut gewordenen Getuschel im Café schenkte ich keine weitere Beachtung. Die Freude in den Augen des Mannes war es in jedem Fall wert gewesen, das Buch zu kaufen.
Als ich es mir tags darauf auf meiner Couch gemütlich machte und das Buch zu lesen begann, zweifelte ich mit zunehmender Seitenzahl an meinem Verstand. „Hey, reiß dich zusammen! Das ist ein Kinderbuch! Konzentrier dich, dann wirst du es auch verstehen!“, ärgerte ich mich immer wieder über mich selbst. Ehrlich, ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gelesen und ich habe keine Ahnung vom Leben des heiligen Martin. Die Illustrationen des Buches sind gruselig und furchteinflößend. Die Texte reimten sich nur manchmal, obwohl sie es offensichtlich hätten sollen, was den Leser ganz schlimm irritierte. Am besten fand ich die Liedtexte und die dazu passenden Noten. Die Melodie ging leicht ins Ohr.
Es heißt doch so schön: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Bleibt zu hoffen, dass der liebe „Koki“ weiterhin Musik macht und das Schreiben bleiben lässt!