Muttersöhnchen
Ihre erste Beziehung dauerte achteinhalb Jahre. Carmen war fast 17 als sie sich in Joachim verliebte. Er kam aus demselben kleinen Dorf, wie sie. Auch er war irre verliebt in sie. Von den Dorfbewohnern wurden sie als das Traumpaar schlechthin bezeichnet. Dennoch hat Carmen in dieser Beziehung sehr gelitten. Nicht unter dem Mann, der war außerordentlich liebenswert, fleißig und erfolgreich. Auch zu seinem Vater hatte sie ein sehr gutes Verhältnis. Wie fast schon zu erahnen ist, war der Drache im Haus die Schwiegermutter in spe. Sie schikanierte und blamierte Carmen und stellte sie vor der Verwandtschaft bloß. Immer und immer wieder. Ihre ständigen Versuche das junge Glück zu kontrollieren und über dessen Freizeit zu bestimmen, waren Nerv tötend. Egal wo die beiden Turteltäubchen hinfuhren, sie hatten sofort nach Ankunft am Ziel – auch wenn es nur ums Eck war – , beim Kommandanten Meldung zu machen. Enervierend war für Carmen, dass Joachim sich das gefallen ließ, obwohl es sie fürchterlich störte. Dass er den Drachen stets auch noch verteidigte und dessen Kontrollsucht mit „Fürsorge“ entschuldigte, trieb Carmen schlussendlich in die Flucht! Nach achteinhalb Jahren wagte sie den Schritt in ein drachenfreies Leben. Im Dorf wurde sie plötzlich zum „Luder vom Dienst“! Doch Carmen wusste genau, aus welcher Ecke die Verleumdungen kamen. Unter dem Motto: „Man soll seine Energien nur für Schlachten mobilisieren, die sich auch wirklich lohnen“, ignoriert sie den Drachen bis heute, wenn sie ihm zufällig im Dorf begegnet.