Was ist Familie?
Wenn man so in sich geht und ernsthaft darüber nachdenkt, welchen Stellenwert „Familie“ derzeit in unserer Welt hat, dann ist das schon ziemlich erschreckend. Dreht sich doch alles um Trennung, Scheidung, Sorgerechtsstreit und darum, wie man den einst geliebten Partner elegant finanziell in den Ruin treiben kann.
Es kann doch nicht sein, dass der Stellenwert von „Familie“ so dermaßen in den Hintergrund gerückt ist, dass man schon fast nicht mehr darüber spricht. Man wird ja schon belächelt, wenn man erzählt, man habe am Wochenende einen Ausflug „mit der Familie“ gemacht. Ach Gott, wie uncool! Wie kann man sowas nur aushalten? Viel schicker ist es doch, der Familie zu erzählen, man hätte am Wochenende einen Geschäftstermin, dem Partner die Kinder zu überlassen und sich mit einem/r tollen jungen Spielgefährten/in irgendwo in einem Hotel zu vergnügen. Das ist cool! Überhaupt, wenn man dann nach Hause kommt und dem Partner erzählt, wie anstrengend das Wochenende war.
Betrachtet jeder einzelne von uns lediglich seine nähere Umgebung, seinen Freundes- und Bekanntenkreis, so wird er feststellen, dass ich Recht habe.
Vor nunmehr 43 Jahren haben meine Eltern geheiratet. Beide kamen aus eher einfachen Verhältnissen. Mein Vater war Installateur und hat sich mit viel Fleiß und Einsatz zum Filialleiter in ein und derselben Firma hochgearbeitet. Meine Mutter brachte es von der Verkäuferin im Supermarkt am Land zur Hauptkassierin und anschließend zur Notariatsangestellten in Wien. Das Haus im mittleren Burgenland war rasch gebaut, eingerichtet und fix und fertig. Bald konnten wir die Wochenenden mit gemeinsamen Ausflügen und Unternehmungen verbringen.
Als ich noch ganz klein war, fuhren wir jedes Jahr im Sommer gemeinsam mit Onkel, Tante, Cousin und einem befreundeten älteren Ehepaar mit dem Auto für drei Wochen nach Griechenland. Wir mieteten in der Bucht von Volos ein großes Ferienhaus mit eigenem Badestrand und kleinem Tucker-Tucker-Boot. Es gab sehr viel zu entdecken und ich lernte schwimmen, tauchen und schnorcheln. Ich hatte dort auch meinen ersten, sehr schmerzhaften Kontakt mit einer Qualle, die mich am Oberschenkel streifte. Es waren tolle Urlaube, an die ich mich auch heute noch sehr gerne erinnere.
Eines Tages kam mein Vater mit einigen Türkei-Katalogen aus dem Reisebüro nach Hause. Ich war acht Jahre alt, als wir zum ersten Mal in die Türkei flogen, das war 1980. Es gab damals noch nicht besonders viel Tourismus in Alanya. Die Straßen waren noch nicht asphaltiert und die „Pumphosen“ hingen an Wäscheleinen, die quer über die Straße gespannt waren, zum Verkauf. Wir lernten dort in unserem ersten Urlaub einen Juwelier kennen. Seine Familie war eine der ältesten und traditionsreichsten in Alanya und sehr reich. Sie hatten einige Juweliergeschäfte, eine eigene Goldschmiede, ein Autobusunternehmen, riesige Bananenplantagen und einige Hotels. Wir verbrachten von nun an jedes Jahr zwei bis drei Wochen der Sommerferien in der Türkei und besuchten die befreundete Familie. Im Winter bekamen wir dann auch einige Male Besuch aus der Türkei, was uns besonders freute. Wir hatten viele schöne Erlebnisse in der Türkei und viele schöne Urlaube. Alanya entwickelte sich zu einer Stadt mit vielen schönen und modernen Geschäften. Der Blick von der Burg ist immer noch ein atemberaubendes Erlebnis.
„Familie“ stand für meine Eltern stets an erster Stelle. Sie haben mir immer zu vermitteln versucht, dass Glück, Harmonie und Zusammenhalt das wichtigste im Leben ist und dass „Familie“ immer an erster Stelle zu stehen hat. Ich hatte großes Glück, in einer intakten Familie groß werden zu dürfen. Meine Eltern haben es geschafft, nach 43 Ehejahren immer noch glücklich miteinander zu sein. Nach diesem für mich perfekten Vorbild hatte auch ich vor, mein Leben zu gestalten.